Christian Roll war ein deutscher Journalist. Er berichtete aus den ehemaligen Kriegsgebieten Vietnam, Laos und Kambodscha, von den Philippinen und vielen anderen Orten in Asien. Seine Autobiographie „Straße des Glücks“ beschreibt ihn als Abenteurer, der keine Angst hatte, auch von den gefährlichsten Orten zu berichten. Sie zeigt ihn jedoch auch als starken Trinker und Frauenheld, der viele „Freundinnen“ hatte und in Rotlichtvierteln unterwegs war. Aufgrund seines Lebensstils brauchte er ständig Geld, das er sich durch den Kauf von Antiquitäten auf asiatischen Märkten, die er dann an deutsche Sammler weiterverkaufte, zu beschaffen versuchte. Im Laufe der Zeit entwickelte er Sachkenntnisse und veröffentlichte sogar einige Artikel in internationalen Sammlermagazinen.Der Kurator für Asien (1955-1971) und späterer Direktor des Linden-Museums (1971-1986), Dr. Friedrich Kußmaul, war regelmäßig Kunde von Roll und kaufte mehrere hundert Objekte von ihm. Rolls Korrespondenz mit Kußmaul lässt darauf schließen, dass er die Objekte aus den Kordilleren in den 1970ern auf philippinischen Märkten und von Händlern kaufte. Er reiste dort gemeinsam mit William Beyer, dem Sohn des amerikanischen Ethnologen Henry Otley Beyer, einem Spezialisten für die indigene Kultur der Kordilleren. Aufgrund intensiver Kampagnen der evangelikalen Mission in den Kordilleren wurden zu dieser Zeit viele alte rituelle Objekte entweder zerstört oder für wenig Geld auf Märkten verkauft, da ihren ursprünglichen Besitzern nahe gelegt wurde, ihre früheren Glaubensvorstellungen vollkommen hinter sich zu lassen.
Text: Dr. Georg Noack